Palliative Versorgung im Kanton Graubünden

Seit der letzten Bestandesaufnahme vor gut 15 Jahren sind viele spezialisierte Angebote der Palliative Care aufgebaut worden. Darunter fallen der Verein palliative gr, die Palliativstation am Kantonsspital Graubünden in Chur, der Palliative Brückendienst und das Hospiz Graubünden in Maienfeld. Im Vergleich mit anderen Kantonen steht Graubünden damit gut da. Dies stellt die neuste Studie, durchgeführt von der OST im Auftrag der palliative gr, denn auch fest.

Nach wie vor stellen aber die geografischen, demografischen und sprachlichen Bedingungen im Kanton einige Herausforderungen. Unterschiedliche Sprachen und lange Wege verbieten es, allein auf hochspezialisierte und zentralisierte Angebote zu setzen. Vielmehr gilt es, die regionalen Versorgungsnetze mit den Regelangeboten wie Akutspitälern, Pflegeheimen und Spitexorganisationen zu stärken. Es zeigte sich, dass besonders die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren vor Ort eine entscheidende Rolle spielt, um Palliativsituationen würdig und qualitativ gut zu bewältigen und Angehörige der Betroffenen nicht zu überfordern. Auf ihnen lastet nach wie vor ein grosser Teil der Betreuung. Der Fachkräftemangel ist im Kanton bereits mancherorts deutlich zu spüren, umso wichtiger ist deshalb, alle verfügbaren Ressourcen möglichst effizient einzusetzen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen deshalb Massnahmen auf unterschiedlichen Ebenen:

  • Lücken bei den Angeboten gezielt schliessen
  • Information verbessern, insbesondere im Bereich der persönlichen Vorsorge
  • Freiwilligenarbeit fördern
  • den Brückendienst in weiteren Pflegeheimen und Spitälern verankern
  • die Zusammensetzung der Netzwerke prüfen und strukturell besser abstützen, Instrumente für die interprofessionelle Zusammenarbeit nutzen
  • den Zugang für vulnerable Gruppen zu den Angeboten erleichtern
  • die Weiterbildung im Bereich der Allgemeinen Palliative Care ausbauen

Bei der Präsentation des Schlussberichts am 24. Mai 2022 in Chur stiessen sie dabei auf offene Ohren, sowohl bei den Fachleuten als auch beim zuständigen Regierungsrat Peter Peyer, der bestätigte, dass der Kanton den Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen erkannt habe.

Autorinnen, Autor:
Prof. Martin Müller, IFSAR; Eleonore Arrer, MSc, IPW; Prof. Dr. Andrea Kobleder, IPW; Madeleine Vetterli, MSc; Daniela Epple, MSc, OZG

Eine Kurzfassung der Studie steht in deutscher und italienischer Sprache bei palliative gr zum Herunterladen bereit.