Modellbildung und Simulation in der Sozialplanung

Präsentation der FHS St.Gallen am INAS-Fachkongress

Am Fachkongress der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Sozialmanagement und Sozialwirtschaft INAS präsentierten Martin Müller (IFSA-FHS) und Alexander Scheideggger (IMS-FHS) ein an der FHS St.Gallen entwickeltes neues Verfahren für die Sozialplanung.

Schema Sozialmanagement

Am Fachkongress stellen alle 2 Jahre Fachleute aus Hochschulen und Praxisorganisationen aktuelle Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aus Entwicklungsprojekten vor. Die neuste Auflage ging vom 23.-26.2.2016 in Feldkirchen in Kärnten an der Fachhochschule über die Bühne. Das von der FHS St.Gallen präsentierte Planungsverfahren koppelt einen aktuellen Planungsansatz in der „realen Welt“ mit aus technischen Zusammenhängen bekannter systemdynamischer Modellbildung und Simulation. Das gekoppelte Verfahren wurde im Rahmen des von der Gebert Rüf-Stiftung geförderten Projekts „Unterstützung pflegender und betreuender Angehöriger älterer Menschen“ entwickelt und erprobt. 

Planungen sozialer Dienstleistungen wie Versorgungs- oder Förderangebote zeichnen sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure aus, die kooperieren sollen, sich teilweise aber auch konkurrenzieren. Sollen bspw. die Lebensqualität älterer Menschen in einer Gemeinde gesichert oder Kinder und Jugendliche gefördert werden, kann sich die Planung nicht auf Dienstleistungen professioneller Organisationen des Sozialwesens oder der Verwaltung beschränken, sondern sollte einen sozialräumlichen Blick einnehmen und die Dienstleister und deren Zielgruppen beteiligen. Resultat ist der richtige „Welfare Mix“, also ein Massnahmenbündel auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen, das von einem Netzwerk staatlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Organisationen erbracht wird.

Die eingesetzte Simulation ermöglicht, auf Basis eines situationsspezifisch erarbeiteten Modells mit einer grossen Zahl von Szenarien zu experimentieren und insbesondere selbstverstärkende sowie sich gegenseitig neutralisierende Wirkungszusammenhänge sichtbar zu machen. Dadurch können unterschiedliche Kombinationen von Massnahmen untersucht und vor allem auch zeitlich verzögerte Wirkungen unmittelbar identifiziert werden, was rein intuitiv durch die gegebene Komplexität unmöglich wäre. Die so gewonnenen Informationen werden in verschiedenen Phasen in den Planungszyklus der „realen Welt“ eingespiesen. Im Praxisbeispiel ist es dadurch gelungen, vorgeschlagene Massnahmen differenziert im Gesamtzusammenhang und hinsichtlich ihrer Wirkung auf unterschiedliche System(Fall-)konstellationen zu beurteilen. Ausserdem fanden im Laufe der Erarbeitung auf unterschiedlichen Ebenen Lernprozesse statt, welche auch innerhalb von beteiligten Organisationen bereits Innovationsimpulse ausgelöst haben.

Text: Martin Müller.