IFSAR Coaching

«Plötzlich wurde mir klar: ich muss das ja gar nicht alles selbst machen!» – Coaching mit Computersimulation

Mitarbeitende der Pro Senectute in allen Sprachregionen der Schweiz beraten und coachen betreuende Bezugspersonen älterer Menschen. Sie können dabei auch ein computerbasiertes Instrument einsetzen, das zusammen mit der OST entwickelt wurde.

Im Mai und Juni 2023 führten Alexander Scheidegger (Institut für Modellbildung und Simulation) und Martin Müller (Institut für Soziale Arbeit und Räume) erstmals Schulungen auch mit französischer und italienischer Simultanübersetzung durch.

Angehörige älterer Menschen, die Betreuung benötigen, bemerken oft längere Zeit nicht, dass sie in der Rolle der betreuenden Angehörigen sind. Manche laufen Gefahr, sich darin zu verstricken und sich zwischen wachsendem Betreuungsbedarf und weiteren Verpflichtungen wie einer Erwerbsarbeit oder der Betreuung eigener Kinder zu überfordern und ihre Belastungsgrenze zu überschreiten. Oder sie stellen fest, dass ihnen die Betreuung zwar Sinn und Erfüllung gibt, dass andere Bedürfnisse und Interessen aber weniger Platz haben, als sie gerne möchten.

Das im Rahmen eines Coachings eingesetzte Instrument unterstützt die Reflexion über die eigene Situation in ungewohnter und neuartiger Weise. Es erlaubt, die aktuelle Betreuungssituation zu erfassen und mit einfach verständlichen Grafiken zu visualisieren. Ferner können mit dem Instrument unterschiedliche Szenarien simuliert und dargestellt werden. Unterstützt von der Coachingperson können betreuende Angehörige so abschätzen, wie belastbar das Betreuungsarrangement bei steigendem Bedarf oder nachlassender eigener Leistungsfähigkeit wäre; beziehungsweise, wie viel Entlastung durch Dritte sie benötigen, um ihre eigene Belastung auf ein erwünschtes Mass zu beschränken.

Die bewusste Abstraktion des Instruments regt an, bisher unbeachtete mögliche Sichtweisen auf die aktuelle und zukünftige Situation des Betreuungsarrangements einzunehmen. In vielen Fällen führt dies zu neuen Erkenntnissen und erweiterten Handlungsmöglichkeiten. Wie zum Beispiel als ein Benutzerin feststellte, dass sie sich selbst zu viel auflädt, ohne dass sie das eigentlich müsste.

Das Instrument erstellt keine exakten Voraussagen, sondern stellt bewusst die subjektive Interpretation der Benutzerin ins Zentrum. Es verwendet nicht wie «künstliche Intelligenz» Daten anderer Benutzer und ist nicht auf die Speicherung von Daten angewiesen, auch nicht in anonymisierter Form. Auf ausdrücklichen Wunsch erlaubt es allerdings, die Ergebnisse als Datei abzuspeichern oder auszudrucken.

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