Interkulturelle Kommunikation in der Schulsozialarbeit

Am 13. Juni fand unser 6. Community-Anlass Schulsozialarbeit in Zusammenarbeit mit dem Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen statt; es ging diesmal um das Thema interkulturelle Kommunikation. Diese Thematik hat sich in den letzten Community-Anlässen in immer wieder neuen – und zunehmend dringlicheren Fragestellungen – gezeigt und scheint uns angesichts neuer Herausforderungen höchst aktuell.

Schulsozialarbeit in Kantonen und Gemeinden hat sich in den vergangenen Jahren sowohl quantitativ als auch mit der Zunahme neuer theoretischer und methodischer Ansätze entwickelt. In der Praxis zeigt sich, dass das Thema interkulturelle Kommunikation und Kompetenz noch über wenige gefestigte Ansätze bzw. angemessene Methodik verfügt. Es zeigte sich in der Diskussion an unserem Anlass, dass viele methodische Ansätze im Schulkontext eingesetzt werden, dass in einzelnen Schulgemeinden ein methodisches Repertoire vorhanden ist, dass die verschiedenen angewandten Modelle aber noch wenig vergemeinschaftet sind.

In ihrem Input-Referat  «theoretische und praktische Perspektiven interkulturellen Handelns in der Schule» betonte Antje Sommer vor allem den Aspekt der kulturellen Öffnung mit folgenden Aufgaben:

  • Strukturelle Verankerung der interkulturellen Öffnung in Leitbildern, Konzepten, Selbstverständnis und Personalpolitik;
  • Abbau von Zugangsbarrieren;
  • Vermittlung von Fachwissen und Methoden zur Reflexion der beruflichen Praxis sowie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden;
  • Reflexion von Haltungen, Wertungen und Bewertungen auf der persönlichen Ebene.

Diese und daraus abgeleitete Fragen wurden anschliessend in vier Diskussionsrunden vertieft:

In der Gruppe zu Bildungsräumen der Kinder und Jugendlichen wurde festgestellt, dass die Bildungsräume sich sehr ähnlich wie die Kultur – nämlich als sehr dynamisch – beschreiben lassen. Wesentliche Akteurinnen und Akteure in den Bildungsräumen aus Sicht der Schulsozialarbeit sind die Kinder selbst, deren Eltern sowie die Lehrpersonen. Es wirken insbesondere gruppendynamische Prozesse, welche mit den entsprechenden Methoden der Schulsozialarbeit adressiert werden können. Als eine wesentliche Erkenntnis drängt sich auf: Betrachtet man die Bildungsräume, sind die Kerndimensionen der Vielfalt (Nationalität, Sprachkompetenz und das äusserliche Anderssein) plötzlich nicht mehr zentral, in den Vordergrund rücken die «weichen» Faktoren der sozio-kulturellen Dimension (Erziehung, Bildung, Wohnort) sowie Vorlieben und Gewohnheiten.

Projektarbeit mittels kreativer Methoden: im Austausch zwischen Schulsozialarbeiter/innen zeigt sich, dass zwar verschiedene kreative Methoden eingesetzt werden, um das soziale Miteinander und die Kultur eines schulischen Umfeldes zu gestalten. Solche Methoden werden aber eher punktuell und individuell eingesetzt, gehören aber noch wenig zum gefestigten Handlungsrepertoire.

Auch in der Arbeit mit Gruppen unter Berücksichtigung spezifischer Gruppendynamiken besteht noch viel Spielraum für die Entwicklung eines gemeinsamen Handlungs-Repertoires. Wichtige Aspekte sind dabei die Fragen von Ausgrenzung bzw. Dazugehören innerhalb von Gruppen und Subkulturen im Umfeld der Schule.

Die Entwicklung der Arbeit mit Unterstützerkreisen ist noch wenig etabliert in der Arbeit mit interkulturellen Thematiken. In der Arbeit mit Unterstützerkreisen können wichtige Personen im Umfeld eines Schülers/ einer Schülerin einbezogen werden, um für ein wichtiges Zukunftsthema (z.B. Stufen-Übertritt oder Berufswahl etc.) gemeinsam Lösungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu finden. Dieses Instrument wird zum Teil schon mittels sozialräumlicher Methoden angewendet, ist aber in der Schulsozialarbeit in der interkulturellen Arbeit noch wenig etabliert.

Im Anschluss rundete Antje Sommer die Diskussion mit folgendem Fazit ab: «Interkulturelle Arbeit gelingt, wenn es gelingt, den Kulturbegriff zielorientiert einzusetzen und ausgehend von wahrgenommener Unterschiedlichkeit zwischen Menschen und Menschengruppen und der Haltung der Gleichwertigkeit dieser Unterschiedlichkeit Prozesse der Marginalisierung und Diskriminierung zum Thema zu machen. Fruchtbare Anknüpfungspunkte bieten im Bereich der Schule die Diversitypädagogik/ Pädagogik der Vielfalt und spezifische Ansätze wie die rassismuskritische Bildungsarbeit oder Antidiskriminierungspädagogik».

Die Auseinandersetzung geht weiter.

Rosmarie Arnold und Johanna Brandstetter