Jugendtreffs, -häuser und -zentren als „pädagogische Orte“?

Wie gestalten Jugendarbeitende die Treffpunkte von Jugendlichen als „pädagogische Orte“? Wie beziehen Jugendarbeitende Raumaspekte in ihr professionelles Handeln ein?

Zu diesen Fragestellungen forschen wir am IFSA seit 1. Mai diesen Jahres im Projekt „Praktiken pädagogischer Ortsgestaltung. Eine ethnographische Studie im sozialpädagogischen Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (kurz: Porta OKJA)“. Die Projektleitung hat Prof. Dr. Christian Reutlinger inne, zum Projektteam an der FHS gehören Ulrike Hüllemann, Bettina Brüschweiler und Michela Nussio. In einer ethnographischen Studie möchten wir herausfinden, wie Jugendarbeitende pädagogische Orte gestalten und Raumaspekte in ihr pädagogisches Handeln einbeziehen. Die Projektlaufzeit beträgt 2.5 Jahre, geplanter Projektabschluss ist Ende Oktober 2016. Finanziert wird das Forschungsprojekt vom Schweizerischen Nationalfonds in der Kategorie „anwendungsorientierte Grundlagenforschung“.

Kurzinformation zum Projekt: In den letzten Jahren werden Raumbegriffe verstärkt in den Fachdiskurs der Sozialen Arbeit aufgenommen und professionelles Handeln richtet sich zunehmend an räumlichen Einheiten aus. Im Zuge dieses Raumthematisierungsbooms wird Raum meist als „Behälter“ gedacht, was die Gefahr birgt, dass soziale Prozesse und deren Zusammenspiel mit räumlichen Bedingungen nicht oder nur verkürzt dargestellt werden. Dem gegenüber existieren in einigen Feldern der Sozialen Arbeit wie der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) auch Ansätze, die – z.B. mit dem Ziel der Förderung von Aneignungsprozessen – materielle wie auch soziale Aspekte von Raum in pädagogisches Handeln einbeziehen. Bisher gibt es allerdings noch keine empirischen Erkenntnisse darüber, wie in der offenen Kinder- und Jugendarbeit ganz konkret „mit dem Ort“ gearbeitet wird und welche (Aneignungs-)Räume für Jugendliche dadurch geschaffen werden können. Diese Leerstelle versuchen wir mit dem Projekt zu schliessen.

Methodisches Vorgehen im Projekt: Grundlage der Datenerhebung ist ein ethnographisches Vorgehen, für das teilnehmende Beobachtungen von Forschenden im Alltag der OKJA, aber auch Befragungen und Dokumentenanalysen (z.B. Konzeptionen, Positionspapiere) eine zentrale Rolle spielen. Geplant sind Datenerhebungen in 6 verschiedenen Einrichtungen der OKJA in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz, die jeweils 2-4 Monate pro Einrichtung dauern. Durch ein intensives „Eintauchen“ der Forschenden in den Alltag der OKJA sollen u.a. dichte Beschreibungen angefertigt werden, die im nächsten Schritt unter Hinzunahme von Interviewtranskripten und weiteren Dokumenten wissenschaftlich ausgewertet werden.

Projektziele und geplante Ergebnisse: Unser Ziel ist es, Formen pädagogischen Arbeitens mit dem Ort in der OKJA zu beschreiben und herauszuarbeiten, wodurch diese beeinflusst werden. Damit soll zur Systematisierung der Vorstellungen vom „pädagogischen Ort“ in der OKJA und dem darauf bezogenen professionellen Handeln beigetragen werden. Durch eine Zusammenarbeit mit dem Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ) sowie der Durchführung von Workshops mit Fachpersonen aus der OKJA in der Schweiz möchten wir den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis bereits während des Projekts ermöglichen.